Nachruf auf Bernd Schilcher

Mit großer Bestürzung und Trauer haben die Initiatorinnen und Initiatoren des Bildungsvolksbegehrens vom Tod Bernd Schilchers erfahren, der vergangenen Freitagabend völlig unerwartet im Alter von 74 Jahren mitten aus dem Leben gerissen wurde. (Siehe auch Standard-Artikel)

Der studierte Jurist Bernd Schilcher, bis 2003 Ordinarius für Bürgerliches Recht an der Universität Graz, war jahrelang als Politiker für die ÖVP tätig, wobei er vor allem in seiner Zeit als steirischer Landesschulratspräsident (1989 bis 1996) als mutiger Vordenker der österreichischen Bildungspolitik in Erscheinung trat und sich für die Einführung von Gesamtschulen und Ganztagsschulen einsetzte. 1991 wurde der „Schulverbund Graz West“ gegründet und das dazu nötige Gymnasium neu errichtet: Eine der erfolgreichsten österreichischen Schulen am Standort Klusemannstraße in Graz, eine gemeinsame Schule und Trägerin des österreichischen Schulpreises 2013, ist heute lebendige Zeugin von Bernd Schilchers Wirken.

Schon als Schüler war sich Bernd Schilcher der sozialen Ungerechtigkeit des österreichischen Bildungssystems bewusst, und zeit seines Lebens kämpfte er gegen die ständische Ausrichtung der österreichischen Schule an – gegen die Linie seiner eigenen Partei und gegen die Lehrergewerkschaft, zu deren stärksten Kritikern er zählte. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer  immer schätzte, würdigte und vor allem für besonders bedeutsam und wichtig hielt.

Ohne Rücksicht auf die Kritik aus seiner Partei, der ÖVP, folgte er der Einladung von Unterrichtsministerin Claudia Schmied als Leiter ihrer Expertenkommission zur Verfügung zu stehen.

Von der ersten Stunde weg war Bernd Schilcher ein leidenschaftlicher, sachkundiger Promotor des Bildungsvolksbegehrens um Hannes Androsch. Er wurde nicht müde anzuprangern, dass Österreichs Schulsystem ein Relikt aus der Vergangenheit ist und war daher von der Überzeugung angetrieben, die österreichische Schule auf ein zukunftsträchtiges Fundament zu stellen. Der Kampf gegen die soziale Ungerechtigkeit unseres Schulsystems und dessen Rückständigkeit, die mangelnde Chancengleichheit und das ungenügende Bildungsniveau standen im Zentrum seiner Bemühungen. Persönliches stellte er meist hintan, wenn sein Einsatz für das österreichische Bildungswesen gefragt war.

Als Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Bildungsvolksbegehren durften wir auch den privaten Bernd Schilcher kennenlernen – einen liebenswürdigen, gebildeten, charmanten Menschen, mit dem es sich bei dem einen oder anderen Glas Wein trefflich philosophieren ließ.

Er war ein Querdenker, ein Schwieriger, gewiss; doch im Grunde seines Herzens war er ein Humanist. Seine Anliegen konnten zu seinen Lebzeiten nur zu einem sehr eingeschränkten Teil realisiert werden. Im Sinne des Verstorbenen werden wir, die Initiatorinnen und Initiatoren des Bildungsvolksbegehrens, alles daran setzen, dass sein Auftrag nicht in Vergessenheit gerät und unsere Kinder eine Schule haben, die alle bestmöglichst fördert.

Unsere tiefe Anteilnahme gilt seiner Familie!

Im Namen der  Initiatoren des Volksbegehrens Bildungsinitiative
Hannes Androsch

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