Betty Fischer – Das Lercherl von Hernals

Breadcrumb-Navigation

Sie fragen sich, wie das Bezirksmuseum Hernals an Teile des Nachlasses von Frau Betty Fischer gekommen ist?

Betty Fischer wurde bis zu ihrem Tod von der Hernalserin Maria Wolf betreut. Diese Frau, die im Laufe ihres Lebens zur Freundin der Sängerin wurde, erbte einen Teil des Nachlasses.

Als Frau Wolf 90 Jahre alt wurde, kam sie ins Bezirksmuseum Hernals und erzählte uns, dass früher die Sängerinnen für ihre Künstlergarderobe selbst aufkommen mussten, diese dann in ihren Privatbesitz übergegangen sei und sie deshalb noch so viele schöne alte Sachen von Betty Fischer zu Hause habe.

Sie meinte, sie sei ja schon sehr alt, und im Bezirksmuseum Hernals wären diese für sie so wertvollen Dinge besser aufgehoben, und ob wir sie nicht abholen wollten? Natürlich haben wir dieses einmalige Angebot sofort angenommen. So gelangten Bühnenkostüme, Privatkleider, Schuhe, Fächer, Hüte, Privat- und Künstlerfotos, Zeitungsausschnitte und Dokumente der Operettendiva in den Besitz des Museums.

1984 veranstaltete das Bezirksmuseum Hernals schließlich eine kleine Sonderausstellung über Betty Fischer, das „Lercherl von Hernals“, mit diesen Exponaten. Eine Nische wurde als Vitrine eingerichtet, Bühnenkostüme, ein Fächer und Schuhe ausgestellt, ein Bild aufgehängt und vieles mehr. Diese Exponate gefielen und wurden in die Dauerausstellung integriert. Viele Objekte mussten jedoch wieder ins Archiv zurück.

Mit dieser „Betty Fischer Collection“ können wir ihnen die wunderschöne Garderobe zeigen.

Betty (Barbara) Fischer Kindheit und Jugend:

Am 9.Oktober 1887 kommt Barbara Fischer in Wien-Hernals in der Rokitanskygasse 43 (im sog. Stummerhaus) zur Welt. Die kleine Wetty, wie sie gerufen wird, wächst als Tochter eines städtischen Ratsdieners und einer resoluten Hausfrau auf und besucht die Bürgerschule in der Kindermanngasse

Der Beginn ihrer einzigartigen Karriere:

1904, mit 17 Jahren, singt der resolute Backfisch dem Direktor des Carltheaters, Sigmund Eibenschütz, vor, und dieser rät ihr zu einem Engagement in der Provinz. Davon aber will die ehrgeizige Betty – wie sie sich ab nun nennt – nichts wissen.

Mit 18 tritt sie als Liedsängerin mit dem Orchester „D’Lanner Trocadero“ auf, und – von Ihrem Können überzeugt und überzeugend – bekommt sie, auch wenn diese erste Anstellung vorerst nur eine Saison lang dauert, 1906 mit 19 Jahren ihr erstes Engagement am Ronacher in der Operette „Frühlingsluft“.

Nun wird man auch am Raimundtheater erstmals auf die junge, begabte Betty Fischer, die über einen Tonumfang von 3 Oktaven verfügt (I), aufmerksam, sie spielt in „Die keusche Barbara“ (von Oskar Nedbal), und mit dem Lied „Das Lercherl von Hernals“ aus Leo Aschers „Hoheit tanzt Walzer“ erobert sie 1912 das Wiener Publikum im Sturm.

Beginn am Theater Wien

Direktor Franz Karczag holt sie schließlich an das Theater an der Wien, dem sie nun 23 Jahre – so lang wie kein anderer Künstler vor ihr, egal ob weiblich oder männlich, – angehören wird.

Betty Fischer ist bald unglaublich populär. Sie tritt mit großartigem Erfolg in ungezählten Operetten mit jahrelangen Serienaufführungen auf und wird nun DIE Diva der Silbernen Operettenära.

Bis 1933 spielt und singt sie aber auch ungezählte Male u.a. in den Operetten:

Die Dubarry (Carl Millöcker), Der Bauerngeneral (Oskar Strauss), Ungarische Hochzeit (Nico Dostal), Der blaue Mazur (Franz Lehar), u.v.m. Ihre bekanntesten Kollegen in all den Jahren sind Hubert Marischka, Helene Odilon, Elsie Altmann, Richard Waldemar, Fritz Imhoff, Else Rambausek, Hans Moser, Lizzi Holzschuh, u.v.m.

Sie unternimmt aber auch viele Gastspielreisen und ihr Name ist bald in ganz Europa und darüber hinaus ein Begriff (Bad Ischl, Marienbad, Karlsbad, Budapest, Paris, Bukarest, Senf, Brüssel, Amsterdam, Madrid, Israel).

1932 nimmt Betty Fischer an einer Schlagerkonkurrenz der „Concordia“ teil und macht mit dem Lied „In einem kleinen Café in Hernals“ dessen Komponisten Hermann Leopoldi mit einem Schlag berühmt.

In einer Aufzeichnung des Stadt und Landesarchivs Wien findet sich ein Hinweis, dass Betty Fischer „ausschließlich für Columbia Gramophon“ Schallplatten aufgenommen habe; tatsächlich gibt es jedoch auch Schellacks der Firmen Pate, Odeon und Homocord. Die früheste uns bekannte Aufnahme Ihrer Stimme ist aus dem Jahre 1912: „Die Geister vom Montmartre“, ein Marschlied aus der Operette „Eva“ (Franz Lehar), aufgenommen auf ODEON.

Schallplattenaufnahmen, Tondokument

Bereits 1932/33 ist sie bei der RAWAS Mitglied der „Funkakademie der Prominenten“. Das Archiv des ORF ist allerdings nur mehr im Besitz eines einzigen Tondokuments vom 1. Jänner 1953 (auch damals hieß der Österreichische Rundfunk noch RAWAK). In einer 30-minütigen Aufnahme mit dem Titel „Brüderlein fein“ ist die Stimme der damals bereits 66-jährigen Betty Fischer zu hören.

Die private Betty Fischer

1913 bezieht sie ihre erste eigene Wohnung im 4.Bezirk, Gußhausstraße 17/3, in der sie bis 1934 wohnen wird.

Noch bis in die 30íger-Jahre müssen Sängerinnen für ihre Bühnengarderobe selbst aufkommen. Dadurch haben aber vor allem Hauptdarstellerinnen wie Betty Fischer ein gehöriges Mitspracherecht bei der Auswahl der Bühnenkleider.

Zeitungen und Journale preisen immer wieder deren „edle Haltung“ , ihre „grandiose Erscheinung“ und ihren „guten Geschmack“ auch in Bezug auf ihre private Garderobe und ihren

Modehäuser, Schuherzeuger, Modistinnen, Pelzhäuser, Juweliere u.v.m. werben mit ihrem Namen und den von ihr getragenen Modellen, und so wird Betty Fischer bald zum umschwärmten Idol einer ganzen Generation von Theaterfreunden und zum modischen Vorbild für die betuchten Mädchen und Damen der damaligen Zeit.

Im vorgerückten Alter zieht es Betty Fischer immer wieder in die Gegenden ihrer Kindheit zurück und im Gasthaus „Herzerl von Wien“ in der Antonigasse 73 gründet sie einen „Betty-Fischer-Stammtisch“, wo sie sich noch viele Jahre regelmäßig mit Freundinnen und Verehrerinnen zum Plaudern und Erinnern trifft.

Am 12. Jänner 1969 stirbt Betty Fischer im Alter von 82 Jahren. Die gebürtige Hernalserin, das „Lercherl von Hernals“, erhält ein Ehrengrab der Gemeinde Wien am Hernalser Friedhof (Gruppe 48, Grabnummer 11), und 1999 wird – in Erinnerung an diese einst so populäre Sängerin – ein Weg auf dem Heuberg nach ihr benannt: der „Betty-Fischer-Weg“.